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Allgemeine Karten
Die Beispiele: Die Lage der Klöster in Europa - Notre-Dame de Soissons, Buchau, Fraumünster, Fontevraud, Las Huelgas und Klingental
Die Hauptbeispiele der Webseite sind die Klöster Fontevraud, Notre-Dame de Soissons, Klingental, Buchau, Fraumünster und Las Huelgas. Die Karte zeigt deren Lokalisation. Obwohl bzw. gerade weil die Klöster über einen grossen geographischen Bereich verteilt waren, sind sie sehr gute Fallstudien, die Aufschlüsse über das Leben in (adeligen) Frauenklöstern in Kontinentaleuropa erlauben.
Die Beispiele: Die Lage der Klöster in Europa - Notre-Dame de Soissons, Buchau, Fraumünster und Klingental
Die Klöster Notre-Dame de Soissons, Klingental, Buchau und Fraumünster sind Objekte eines mehrjährigen Forschungsprojektes, welches durch den Schweizerischen Nationalfonds gefördert wird. Die Forschungsresultate werden voraussichtlich 2023 in einer Monographie veröffentlicht. Viele der Forschungsresultate finden aber schon vorher ihren Weg auf die Webseite rulingwomen.ch.
Notre-Dame de Soissons
[Benediktinierinnen, Abtei, c. 666-1792]
Kirchen mit Patronatsrechten
Mittelalterliche Äbtissinnen standen nicht nur ihrer Gemeinschaft vor und verwalteten mitunter umfassende Ländereien, sondern sie ernannten auch Priester. Das Recht, Priester einer unterstellten Pfarrei zu bestimmen, nennt man Patronatsrecht (lat. jus patronatus). Die Äbtissin von Notre-Dame de Soissons ernannte die Priester von mindestens 18 Pfarreien. Diese Pfarreien lagen meist innerhalb der Grundherrschaften der Abtei. Denn als geistliche Grundherrin war die Äbtissin nicht nur für den Schutz ihrer Leute zuständig, sondern hatte auch deren Seelsorge zu gewährleisten.
Grundherrschaften nach Jahrhunderten
Diese Karte lässt die Territorialpolitik der Äbtissinnen von Notre-Dame de Soissons eindrücklich nachvollziehen. Im Laufe der Jahrhunderte haben die Äbtissinnen von Notre-Dame die Besitzungen der Abtei graduell geographisch verdichtet. Auch gelang es den Äbtissinnen, die Grundherrschaften Notre-Dames im Spätmittelalter mehr als zu verdoppelt, nämlich von 11 im 9. Jahrhundert auf 25 im 13. Jahrhundert. In all ihren Grundherrschaften besass die Abtei das Recht, über ihre Untertanen Gericht zu halten. Dieses Vorrecht liess die Äbtissin von Vögten ausüben, die sie ernannte und welche in der jeweiligen Grundherrschaft für Recht und Ordnung sorgten.
Grundherrschaft und Besitz
Grundherrschaft und Besitz im Frühmittelalter
Gemäss einer Bestätigungsurkunde des Königs Karl des Kahlen aus dem Jahr 858 besass Notre-Dame im 9. Jahrhundert elf Grundherrschaften, 78 Weinberge in und um Soissons, zwölf Häuser in der Stadt selbst, sowie insgesamt 508 Höfe samt unfreien Bauern. Ausserdem hielt die Abtei verschiedene Ländereien als Lehen. Der Grossteil dieser klösterlichen Besitzungen lag in der Region Soissons und war möglicherweise bereits Teil der Gründungsausstattung. Aber auch weiter entfernt hatte Notre-Dame Besitzungen, nämlich im Elsass, wo Notre-Dame u.a. sieben Lehen hielt. Und in der Nähe von Köln besass die Abtei 59 Höfe sowie ein Dorf bei Worms.
Wie man anhand der Auflistung und deren Darstellung auf der Karte gut sehen kann, war Notre-Dame von Anfang an ein reiches Kloster – im Sinne einer umfangreichen territorialen Ausstattung. Allerdings standen bereits Soissons‘ frühe Äbtissinnen vor der Herausforderung, das Problem der Distanzen zu lösen. So liegen allein zwischen Köln und Soissons gute 350 km. Dies entspricht, laut Google Maps, 74 h Fussmarsch – auf modernen Strassen, wohlgemerkt. Für das frühe Mittelalter mit seinen schlechten Strassen war dies eine sehr grosse Distanz.
Grundherrschaft und Besitz im Spätmittelalter
Vergleicht man die Karten der Besitztümer Notre-Dames aus dem 9. und dem 14. Jahrhundert, kann man leicht erkennen, dass Notre-Dame seine Besitzungen im Spätmittelalter geographisch verdichtet hat. Entferntere Besitzungen wurden veräussert und näher gelegene wurden aufgekauft. Dank der umfangreichen Quellen zu Notre-Dame lässt sich die Territorialpolitik der Äbtissinnen des 13. Jahrhunderts, sehr eindrücklich nachvollziehen. Dies gilt in ganz besonderem Masse für das Abbatiat der Odeline de Trachy, welche Notre-Dame zwischen 1256 und 1273 vorstand. Unter Odelines Administration wurden innerhalb der Grundherrschaften Notre-Dames einzelne Grundstücke, Felder, Wald und Höfe aufgekauft, die jeweils an bereits dem Kloster gehörendes Land angrenzen. Das Ziel war hier eindeutig, ein Besitzmonopol zu etablieren – und damit alle Macht in den Händen der Abtei zu zentrieren.
Buchau [Kanonissen, um 770-1803]
Kirchen mit Patronatsrechten
Während viele Patronate Buchaus erst im 14. Jahrhundert schriftlich bestätigt wurden und heute noch überliefert sind, kann bei einigen Pfarreien davon ausgegangen werden, dass die Äbtissin Buchaus dieses Recht schon früher besass. Belegt werden kann das jedoch leider nicht.
Grundherrschaft und Besitz im Frühmittelalter
Den Besitz Buchaus im Frühmittelalter zu bestimmen ist besonders schwierig, da die meisten Quellen aus dieser Zeit verloren sind oder Angaben fehlen. So bestätigte im Jahr 999 Kaiser Otto III. (996-1002) alle von Buchau urkundlich erworbenen Besitzungen, ohne jedoch deren Namen zu nennen. Erst ab dem späten 13. bzw. dann ab dem 14. Jahrhundert gibt es deutlichere Befunde zum Besitz Buchaus.
Grundherrschaft und Besitz im Spätmittelalter
Die ersten überlieferten Urbare, also Besitzrechtverzeichnisse, aus Buchau stammen aus dem 15. Jahrhundert. Während Buchau viel Streubesitz im 13. und 14. Jahrhundert an andere Klöster in der Nähe verkaufte, gab es im 15. und 16. Jahrhundert einen grossen Zuwachs an Besitzungen und Rechten. Buchaus Grundbesitz und Zehntrechte erstreckten sich im ausgehenden 15. Jahrhundert auf über 60 Orte. Diese verteilten sich in der Regel etwa in einem Umkreis von 30 Kilometern um Buchau herum und hatten einen Schwerpunkt bei den Orten Saulgau und Buchau selbst. Ausnahmen sind vor allem die Orte Strassberg, in dem Buchau Hoheitsrechte besass – Ulm, wo Buchau das Bürgerrecht besass – oder auch vereinzelter Grundbesitz im Süden in der Nähe des Bodensees.
Die Karte zeigt den Zustand im ausgehenden 15. Jahrhundert.
Grundherrschaft und Besitz nach Jahrhunderten
Auf dieser Karte sind die Veränderungen der Grundherrschaften und der Besitzungen Buchaus nach Jahrhunderten dargestellt. Zu den Hoheitsrechten gehören Ortsherrschaften, die Äbtissin Buchaus war also u.a. für die Vergabe von Lehen in einen gesamten Ort zuständig und führte dort Gericht. In den Orten Kanzach (mit der Vollochmühle), Dürnau und Kappel hatte die Äbtissin Hoch- und Niedergerichtsbarkeit ab 1499. Zu Herrschaftsrechten gehören die Vogteirechte. In vielen Orten mit Grundbesitz hatte die Äbtissin die Niedergerichtsbarkeit.
In Ulm erlangte Buchau im Abbatiat der Klara von Montfort das Bürgerrecht (1448), hierfür mussten sie jährlich eine Abgabe bezahlen. Im Gegenzug erhielten sie Unterstützung durch die Stadt: Die Äbtissin, die Chorfrauen und -herren Buchaus wurde von Ulm in Rechtsangelegenheiten beraten und in Verhandlungen unterstützt.
- Auswahl des Zeitraums:
- 13. Jahrhundert
- 14. Jahrhundert
- 15. Jahrhundert
Fraumünster [Benediktinerinnen, (Fürst-)Abtei, 853-1524]
Kirchen mit Patronatsrechten
Grundherrschaft und Besitz
Grundherrschaft und Besitz im Früh- und Hochmittelalter
Zur frühen Ausstattung des Fraumünsters gehörten nebst Zürich selbst umfangreiche Besitzungen in den heutigen Kantonen Aargau, Luzern, Zug und Uri. Wie die Karte zeigt, ergaben die frühen Besitztümer des Fraumünsters ein relativ verbundenes Territorium, zu dem auch 55 Dörfer mit ca. 120 Leibeigenen gehörten. Die Zürcher Äbtissin war also nicht nur Herrin der werdenden Stadt, sondern auch eine wichtige Machthaberin über das Umland. Der Grossteil der frühen Besitzungen stammten von König Ludwig dem Deutschen, dem Gründer des Fraumünsters.
Grundherrschaft und Besitz im Spätmittelalter
Verfügte die Fraumünsterabtei im Hochmittelalter über ein grosses und relativ zusammenhängendes Territorium, so war dieses im 15. Jahrhundert deutlich geschrumpft. Tatsächlich stand das Fraumünster im Spätmittelalter immer wieder vor wirtschaftlichen Herausforderungen. Die Abgaben der Grundherrschaften und Höfe erfolgten vielfach in Naturalien. In Folge dessen war die Abtei monetär chronisch klamm. Der aufwendige Lebensstil der Nonnen, die sich vor allem aus freiherrlichen Familien aus dem Thurgau, Aargau und dem badischen Gebiet rekrutieren, verschlang gleichzeitig viel Geld. Jede der Nonnen unterhielt im Spätmittelalter mit ihren Pfründen einen eigenen Haushalt. D.h. ein Leben in Gemeinschaft wurde im spätmittelalterlichen Fraumünster nicht mehr geführt. Um die Kosten zu bezahlen, wurden von den Äbtissinnen des Fraumünsters im Laufe des Spätmittelalters viele Besitzungen und Rechte verkauft. Besonders während der Abbatiate der Fides von Klingen (1340-1358) und Anastasia von Hohenklingen (1413-1429) wurde viel veräussert. Dabei wurden vor allem die Zinsen rund um den Zürichsee verkauft sowie die Zehntrechte und Besitz im Urital.
Die Karte zeigt den Zustand um 1430.
Fontevraud [Fontevristen, Abtei und Orden, 1100-1792]
Herrschaftsrechte und Priorate
Im Unterschied zu den anderen Beispielen steht die Abtei Fontevraud an der Spitze eines ganzen Ordens, des fontevristischen Ordens. Die Karte zeigt die Verteilung der fontevristischen Priorate, die sich wie ein Halbmond von der Picardie im Norden bis zu den Pyrenäen im Süden verteilen. Auf der Karte sind nur diejenigen Priorate und Besitzungen dargestellt, die bis heute sicher als solche identifiziert werden konnten. Der tatsächliche territoriale Besitz der Abtei und des Ordens war aber um ein Vielfaches höher. Die Aufarbeitung des umfangreichen Quellenmaterials zu Fontevrauds Besitzungen, welches in den Archives départementales de Maine-et-Loire lagert, steht noch aus.
Die Karte zeigt den Zustand im ausgehenden Mittelalter (um 1500).
Karte aus: Müller, A., From the Cloister to the State. Fontevraud and the Making of Bourbon France (1642-1100), London 2021.
Las Huelgas [Zisterzienserinnen, Abtei, 1187- heute]
Herrschaftsrechte und Besitz
Herrschaftsrechte und Besitz in der Provinz Burgos
Klingental [Dominikanerinnen, später Augustiner Chorfrauen, Kloster, 1236-1557]
Klingentals Besitz in Basel auf dem Merianplan (1642)
Hier auf dem Merianplan von 1642 sind einige der Häuser und weiterer Besitz Klingentals farblich markiert. Der Ort vieler Häuser lässt sich heute leider nicht mehr genau bestimmen. Insgesamt besass Klingental in Basel drei Höfe, einige Leibeigene, über dreissig Häuser, neun Weinberge und vier Äcker im Basler Bann, sowie mehrere unspezifische Güter. In Klein-Basel besass Klingental Gärten, mehrere Häuser, etwa dreizehn Äcker/Wiesen und sechs Weinberge im Klein-Basler Bann, fünf Höfe, darunter ein Ziegelhof, drei Mühlen, eine Sägemühle und einige Leibeigene. Im 15. Jahrhundert erwarb Klingental sogar mehrere Safranäcker vor Klein-Basel und Basel. Durch diesen weit gestreuten Besitz erhielt Klingental viele Zinsen und Abgaben, was es zu einem sehr reichen Kloster machte.
Auf der Karte in Rot das Kloster Klingental, in Grün die von Klingental besessenen Häuser, in Gelb Zinsen, die Klingental bezog, und in Blau der landwirtschaftliche Besitz. Die Karte zeigt den Besitz Klingentals im Zeitraum des 13. – 15. Jahrhunderts.
Besitz und Zinsen
Die Stationen des Klosters sind deutlich anhand der Besitzungen Klingentals zu erkennen. Im Dreiländereck um Frankreich, Deutschland und der Schweiz verteilte sich der Besitz Klingentals. Um Rouffach, Habsheim und Sulz in Frankreich sowie Öttlingen und Wehr bzw. dem Wehratal in Deutschland besass Klingental viele Äcker, Felder, Wälder und Häuser. Im Wehratal besass Klingental sogar Zehntrechte. Dass Klingental in Wehr, das Jus Patronatus besass, ist ab der Mitte des 13. Jahrhunderts bis zum Ende des 15. Jahrhunderts nachweisbar. In der Schweiz hatte Klingental seinen Besitz vor allem in Klein-Basel und Basel, was auf der oberen Karte dargestellt ist.
Die Karte zeigt die Besitzungen Klingentals im 14. Jahrhundert.
Vergleich Besitz 13. / 14. Jahrhundert
Die obere Karte zeigt den Besitz Klingentals im 13. Jahrhundert und die untere Karte den Besitz im 14. Jahrhundert. Anhand der beiden Karten wird deutlich, wieviel Zuwachs an Besitz Klingental im Laufe eines Jahrhunderts hatte.
- Klingental
- Zehnte
- Grundbesitz und Zinsen
Kreditnehmer
Auf dieser Karte sind die Kreditnehmer Klingentals nach Jahrhunderten dargestellt. Bei einem Pfand wird ein anderer Geldbetrag, Zins oder ein Gut eingesetzt, um einen geliehenen Betrag zu begleichen. Bei einem Zinserlass wird von Klingental ein Zins aufgekauft oder zukünftige Zahlungen für einen Schuldner erlassen.
- Auswahl des Zeitraums
- 14. Jahrhundert
- 15. Jahrhundert