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Leben im mittelalterlichen Kloster

Die Anfänge des Klosterwesens

Wüstenväter und -mütter

Seit dem späten 3. Jahrhundert gab es die heute sogenannten Wüstenväter und -mütter. Ursprünglich waren dies Anachoreten, die während der Christenverfolgung des römischen Kaisers Diokletian (284-305) ihre Gemeinschaft (griechisch Chora) verliessen und Schutz in der einsamen Wüste suchten. Auch nach Ende der Christenverfolgung entschieden sich Männer und Frauen freiwillig für ein Leben in der Wüste: Sie wollten von weltlichen Belangen losgelöst sein und ein gottgeweihtes Leben in völliger Abgeschiedenheit führen. Durch die extremen Bedingungen in der Wüste (eisige Kälte in der Nacht, glühende Hitze am Tag) wollten sie ausserdem das Martyrium Jesu nachempfinden.

Zwar war das Ziel, alleine in der Wüste zu (über)leben, aber oftmals bildeten sich kleine Kolonien verschiedener Einsiedler. Diese Kolonien gelten als Vorläufer der ersten zönobitischen Klöster.

Episoden aus dem eremitischen Leben von 1460

Aus dem Leben der Eremiten und Mönche. Darstellung von 1460 von Paolo Uccello.
St. Pachomius
Der heilige Pachomius. Darstellung aus dem 17. Jahrhundert.

Die ersten klosterähnlichen Gemeinschaften

Der berühmteste Wüsten-Eremit war Antonius (um 251-356). Aus einem reichen Elternhaus stammend, verschenkte er um 275 sein gesamtes Erbe, um in die Wüste zu ziehen. Bald eilte Antonius der Ruf eines heiligen Mannes voraus und es schlossen sich ihm Gleichgesinnte an. Aus dem Einsiedler wurde dann der Leiter einer christlichen Gruppe.

Klösterliche Gemeinschaften, die sich bereits als Gemeinschaft gründeten lassen, sich ab dem frühen 4. Jahrhundert greifen. Der Ägypter Pachomius (292/298-346) gilt als einer der ersten Gründer einer solchen Gemeinschaft und das von ihm gegründete Kloster Tabennisi in der Nähe von Theben als eines der ersten Klöster überhaupt. Auch Pachomius Schwester Maria gründete ein Kloster und leitete eine Gemeinschaft von Nonnen. Pachomius verfasste auch eine Regel für das gemeinschaftliche Klosterleben, in welcher er vor allem Armut und Enthaltsamkeit forderte.

Die ersten europäischen Klöster

Eines der frühen Klöster im nördlichen Europa war das Kloster Marmoutier bei Tours in Frankreich. St. Martin von Tours (316/316 – † 397) soll dort, bevor er Bischof von Tours wurde, als Eremit gelebt haben. Auch ihm schlossen sich bald Gleichgesinnte und Schüler an, für die St. Martin das Kloster Marmoutier gründete.

Das älteste Kloster der Schweiz ist die Abtei de Saint-Maurice d’Agaune im Kanton Wallis, die 515 von König Sigismund (†523/24) errichtet wurde. Die Abtei besteht auch heute noch – und damit also schon seit über 1500 Jahren. 

Die wahrscheinlich wichtigste frühe europäische Klostergründung geschah um das Jahr 529 in Italien. Dort gründete Benedikt von Nursia (um 480- um 560†) auf dem Monte Cassino ein Kloster, für dessen Gemeinschaft er die  Benediktsregel verfasste. Die Benediktsregel sollte die einflussreichste Klosterregel überhaupt werden und sie prägt das Klosterleben bis heute.

Ausbreitung des Klosterwesens in Europa

Die grundlegenden Konzepte und massgeblichen Vorbilder für die ersten europäischen Klöster stammten zwar von den Wüstenvätern, aber der Aufstieg des Klosterwesens zu der Institution des Mittelalters kam erst mit der Christianisierung und vor allem als Resultat der Verbindung von Klosterwesen und aristokratischer (fränkischer) Macht.

Unter den Franken wurde das rechtsrheinische Europa nach und nach christianisiert. Die Grundlage für die fränkische Christianisierung legten keltische Missionare. Allerdings zogen die Missionare von Gegend zu Gegend – für eine nachhaltige Christianisierung der rechtsrheinischen Gebiete brauchte man also örtliche Institutionen, die dafür sorgten, dass die neuen (und nicht immer ganz freiwilligen) Christen auch Christen blieben. Besonders die Franken gründete daher viele Klöster – sowohl auf dem Land als auch in den Städten. Denn das Christentum war stets eine urbane Religion. In Städten lebten viele Menschen auf engem Raum – und hier konnte sich die neue Religion schneller ausbreiten als im wenig bevölkerten ländlichen Raum.

 

Unter Chlodwig I. (466-511) wurden die Franken zu Christen, da er zu diesem Glauben konvertierte und sich sogar taufen lies. Französischen Buchmalerei der Taufe Chlodwigs.
Unter Chlodwig I. (466-511) wurden die Franken zu Christen, da er zu diesem Glauben konvertierte und sich sogar taufen lies. Französische Buchmalerei der Taufe Chlodwigs. (Grandes Chroniques de France, entstanden 1375–1379; Bibliothèque Nationale de France, Département des Manuscrits, Français 2813, fol 12v).

Die Zeit der grossen Orden

Die enge Verbindung zwischen fränkischem Adel und frühen Klostergründungen führte zu einer Symbiose von Religion und Machtpolitik, welche auf Kritik stiess und Forderungen nach einer Trennung von Welt (Politik) und Spiritualität (Kloster) wurden laut. Der Abtei Cluny sollte bei der Erneuerung des Klosterwesens ab dem 10. Jahrhundert eine zentrale Rolle zukommen.

Weihe von Cluny durch Papst Urban II – 12. Jahrhundert. Bibliothèque Nationale de France.
Weihe von Cluny durch Papst Urban II – 12. Jahrhundert. Bibliothèque Nationale de France.

Cluny wurde wurde 910 durch Wilhelm I. von Aquitanien in Burgund gegründet. Wilhelm unterstellte Cluny direkt dem Papst und entzog sie damit jeglicher Einflussnahme durch weltliche Adelige oder Bischöfe. Cluny war somit exemt. Die Abtei folgte der Benediktsregel, sie wählte ihren Abt frei und sollte sich gänzlich auf das Leben für Gott konzentrieren. Von besonderer Bedeutung in Cluny war die Liturgie – auf dem Gotteslob und der Memoria lag der Fokus der Mönche. Cluny wurde zum Symbol der erneuerten Kirche und der Zulauf war so gross, dass man bald weitere Klöster nach deren Vorbild gründete. Die zahlreichen Tochterklöster, die zu Cluny gehörten, zeichneten sich durch Uniformität aus. Diese Uniformität macht Cluny zum ersten Orden, also einem Klosterverband, in dem alle Klöster durch identische Liturgie und Lebensweise geeint sind.

Im Laufe der Zeit wurde Cluny durch umfangreiche Spenden zu einem immer reicheren Ort. Und auch der Klosterverband wuchs stetig, da sich immer mehr Klöster der cluniazensischen Reform anschlossen. Im Rahmen der Reform brachten cluniazensische Mönche die Benediktsregel in andere Klöster und lehrten die dort lebenden Mönche, ein asketisches Leben zu führen. Bis ins 11. Jahrhundert schlossen sich über 1000 Klöster in Europa mit schätzungsweise mehr als 20 000 Mönchen zusammen und übernahmen die Lebensgewohnheiten Clunys.

Die ehedem unabhängigen Klöster gaben dabei ihre Eigenständigkeit auf und unterstellten sich der Abtei – also dem Kloster Cluny in Burgund und dem Abt, der es leitete. Den einzelnen Klöstern, sogenannten Prioraten, standen Prioren vor, die, gemäß der Benediktsregel, nicht von den Mönchen des Priorats gewählt, sondern vom Abt in Cluny ernannt wurden. Diese Prioren schworen bei ihrer Weihe einen Treueeid auf den Abt.

Im 11. Jahrhundert wurde Cluny gewissermassen zum Opfer seines eigenen Erfolgs, denn der grosse Reichtum Clunys und deren Machtanspruch in der Kirche und über Klöster stiess zunehmend auf Kritik in den eigenen Reihen. Die grösste Konkurrenz ging dabei von den Zisterziensern aus.

Ansicht der Abteikirche von Cîteaux von Pierre Brissart 1674.
Ansicht der Abteikirche von Cîteaux von Pierre Brissart 1674.

Die Ursprünge des zisterziensischen Ordens liegt im Jahr 1098, als sich eine kleine Gruppe von Mönchen unter dem Abt Robert von Molesme (ca. 1028-1111) an einem Ort im Burgund ansiedelte, der später als Cîteaux bekannt werden sollte. Auch diese Gemeinschaft wollte das Klosterleben zu seinen ursprünglichen Idealen zurückführen. Cluny hatte dabei den Grundstein gelegt, aber mittlerweile war der grosse Klosterverbund zu sehr in weltliche und kirchenpolitische Angelegenheiten verwickelt.

In Cîteaux wollte man auch eine physische Distanz zur Welt schaffen. Die Mönche – zunächst nur in Cîteaux, aber bald auch in vielen anderen Häusern, die ihrem Modell folgen, zogen sich daher in Wälder, in entlegene Täler und in Sümpfe zurück. Sie rodeten selbst das Land, das sie brauchen, um es zu bewirtschaften. Die Sümpfe legten sie trocken – die Zisterzienser integrieren also die körperliche Arbeit in ihre klösterliche Existenz. Auch das zisterziensische Modell war erfolgreich – und die Zisterzienser wuchsen zu einem der grössten Klosterorden des Mittelalters.

AM/AS

Weiterführende Literatur:

Melville, G., Die Welt der mittelalterlichen Klöster, München 2012.

Constable, G., The Abbey of Cuny. A Collection of Essays to Mark the Eleven-Hundredth Anniversary of its Foundation, Münster 2010.

Der Klosterbezirk

Jeder Klosterbezirk war, angepasst an die Umgebung, unterschiedlich gestaltet. Die Hauptelemente der Klostergebäude waren jedoch gleich und fanden eine idealisierte Darstellung im aus dem 9. Jahrhundert stammenden St. Galler Klosterplan. Vermutlich wurde dieser Plan im Kloster Reichenau, vom damaligen Abt Haito, gefertigt. Eine der Inschriften besagt, dass der Plan für Gozbert, den Abt von St. Gallen, und die Verantwortlichen für den Bau der grossen karolingischen Kirche des Klosters in den 830er Jahren entworfen wurde. Der Plan spiegelt nicht die geographischen Gegebenheiten in St. Gallen wider. Und auch die karolinigische Klosterkirche entsprach nicht der auf dem Plan dargestellten, obwohl gerade den wichtigsten Teil des Plans die Klosterkirche bildet, die sehr detailreich gezeichnet wurde. Es wird davon ausgegangen, dass dieser Plan nicht für ein bestimmtes Kloster geschaffen wurde, sondern vielmehr als Ideal für eine frühmittelalterliche Klostergemeinschaft.

Kloster St. Gallen nach Lasius

Der St. Galler Klosterplan

Der St. Galler Klosterplan teilt den Bezirk eines Mönchsklosters in mehrere Abteilungen auf. Im Zentrum steht die Klosterkirche mit Kreuzgang und daran grenzt die Behausung und Pfalz für den Abt. Ebenso grenzt an die Kirche der Speisesaal für die Mönche und dieser ist wiederum mit der Küche verbunden, welche an die Brauerei und Bäckerei angrenzt. Es gibt auch einen gesonderten Bereich für Kranke, Ärzte und Novizen, die alle eine eigene Kirche mit Kreuzgang zugeteilt bekommen. Ein sehr grosser Bereich wurde für die Viehzucht eingeplant. Im westlichen Bereich (auf dem Plan unten) gibt es Ställe für Ziegen, Schweine, Schafe und Kühe. Neben Ställen verfügte das ideale Kloster auch über Vorratsräume für Getreide, eine Mühle und sogar eine Ölpresse.

Insgesamt ist der St. Galler Klosterplan so aufgebaut, dass es den Mönchen an nichts fehlte. Sie hatten eine grosse Kirche, mit angrenzenden Schlafräumen. Ihre Verpflegung war durch die Viehwirtschaft und Vorratsspeicher abgesichert und selbst in Falle einer Krankheit war für die Mönche gesorgt. Der Plan berücksichtigt auch die vielen Knechte, Diener und Bediensteten, die sich um Tiere, Küche und Garten kümmerten und mit den Geistlichen auf diesem grossen Bezirk lebten. Dieser Plan ist also so aufgebaut, dass die Mönche auf dem Klosterbezirk autark leben konnten, denn etwa die Hälfte der abgebildeten Gebäude dient nicht einem religiösen Zweck im engeren Sinne. Vielmehr dienen sie dem täglichen Bedarf einer Gemeinschaft von bis zu 350 Personen. Das Verhältnis des Plans von religiösen und wirtschaftlichen Gebäuden kann als üblich für einen mittelalterlichen Klosterkomplex dieser Zeit angesehen werden. 

Vereinfachte Erklärung der Gebäude des Klosterplans

  1. Eingang zur Kirche von ausserhalb der Mauern
  2. Die Kirche mit mehreren Altären
  3. Kreuzgang
  4. Heizraum; oben: Dormitorium (Schlafsaal)
  5. Refektorium (Speisesaal)
  6. Keller (Vorräte)
  7. Haus für Pilger und arme Reisende, mit angrenzender Brauerei und Bäckerei
  8. Skriptorium (Schreibstube); oben: Bibliothek
  9. Gastmönche
  10. Schulmeisterunterkunft
  11. Schule
  12. Pförtner
  13. Unterkunft für gehobene Gäste
  14. Brauerei und Bäckerei für gehobene Gäste
  15. Türme
  16. Grosses Gebäude mit unbekanntem Nutzen
  17. Schafstall
  18. Dienerunterkunft
  19. Ziegenstall mit Ziegenhirtenunterkunft
  20. Schweinestall mit Schweinehirtenunterkunft
  21. Viehstall mit Kuhhirtenunterkunft
  22. Pferdestall mit Unterkunft
  23. Stall für Ochsen, Stuten und Fohlen mit Heulager und Schlafraum für Diener
  24. Werkstätten der Küfer und Drechsler
  25. Lagerhaus für Brauerei-Getreide
  26. Haus zum Trocknen von Früchten
  27. Brauerei und Bäckerei für die ansässigen Mönche mit links angrenzender Küche und Zugang zum Speisesaal
  28. Werkstätten für Schuhmacher, Sattler, Schwert- und Schildmacher, Schmiede, etc.
  29. Getreidespeicher und Tenne
  30. Haus des Geflügelwärters mit angrenzendem Stall für Hühner und Gänse
  31. Haus des Gärtners mit angrenzendem Gemüsegarten
  32. Friedhof und Obstgarten
  33. Kreuzgang für Novizen und ihre Lehrer, sowie Genesene
  34. Kirche für die Novizen und Kranke
  35. Klausur und Aufenthaltsräume für schwer Kranke
  36. Medizinischer Kräutergarten
  37. Ärztezimmer, Apotheke und Patientenzimmer
  38. Gebäude für ärztlichen Nutzen
  39. Haus des Abtes, mit Durchgang zur Kirche und Hauptkloster

Seit einigen Jahren baut ein Team in der Nähe von Konstanz ein Kloster nach dem Vorbild des St. Galler Klosterplans – nur mit Mitteln und Werkzeugen, die auch im Mittelalter zur Verfügung gestanden hätten. Auf der Seite Campus Galli kann man mehr über dieses Projekt erfahren. 

Die Frauenklöster

Wie sah es nun bei den Nonnenklöstern aus? Einen dem St. Galler Klosterplan vergleichbaren Plan für ein Frauenkloster gibt es nicht. Natürlich aber gibt es Darstellungen von realen Frauenklöstern, wie etwa auf dem Basler Merianplan von 1615. Hier ist das Kloster Klingental dargestellt. Deutlich wird auch bei diesem Frauenkloster die zentrale Rolle der Kirche. An diese angrenzend findet sich ein Kreuzgang und ein grosses Klostergebäude für die Nonnen, auf der gegenüberliegenden Seite lassen sich weitere kleinere Gebäude erkennen. Für die Klostergebäude Klingentals wurde sogar die Stadtmauer erweitert. Auch Friedhöfe befanden sich im Areal des Klosters. Zum einen gab es im Klosterhof Begräbnisstätten für die Nonnen und wichtige Personen des Klosters und zum anderen einen Laienfriedhof.

Merianplan von 1615, Bearbeitung: Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt.
Das Areal des Klosters Klingental (grün), die Klosterkirche (violett) und die Kleinbasler Stadtmauer von 1278 (grau), dargestellt auf dem Merianplan von 1615.
Bearbeitung: Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt.

In mittelalterlichen Klöstern war der Friedhof nicht nur ein Ort der ewigen Ruhe, sondern mitunter auch der Repräsentation. So liess die Äbtissin des Fraumünsters, Elisabeth von Wetzikon (1269-1298), den Friedhof der Abtei umgestalten. Dies geschah parallel zu den umfangreichen Umbaumassnahmen des Münsterplatzes. Dabei wurde zum einen der einst geschlossene Friedhof zu einem offenen Platz umgestaltet und zum anderen der Münsterplatz erweitert. Ziel der Umbaumassnahmen war es, der Äbtissin, die auch die Stadtherrin Zürichs war, eine grössere Bühne zu geben. Auf dem Münsterplatz wurden öffentliche Zeremonien vollzogen und wichtige Besucher der Zürcher Stadtherrin empfangen. Bei dieser Klosterbezirksgestaltung ging es folglich nicht nur um Funktionalität, sondern vor allem um Prestige.

Vereinfachte Erklärung der Gebäude des Klosterplans von St. Katharina

Das Dominikanerinnenkloster St. Katharina von St. Gallen, Rekonstruktion von Architekt August Hardegger (1885/1922).
Das Dominikanerinnenkloster St. Katharina in St. Gallen. Rekonstruktion von Architekt August Hardegger (1885/1922).

Zwar ist der Plan des Dominikanerinneklosters St. Katharina in der Stadt St. Gallen um einiges kleiner, als das Kloster des St. Galler Klosterplans, dennoch finden sich hier einige Parallelen.

  1. Kirche (von 1368)
  2. Küsterei (von 1484)
  3. Wohnung des Lesmeisters
  4. Kreuzgang
  5. Konventsgebäude
  6. altes Refektorium (Speisesaal)
  7. neues Refektorium (Speisesaal)
  8. Friedhof
  9. Wirtschaftliche Gebäude

AM / AS

Weiterführende Literatur:

Campus Galli, Klosterplan, url: https://www.campus-galli.de/klosterplan/ (letzter Zugriff am 5 Aug. 2021).

Shepherd, W. R., Historical Atlas, New York City 1911, url: https://legacy.lib.utexas.edu/maps/historical/shepherd/monastery_st.gall_swiss.jpg, (letzter Zugriff am 5 Aug. 2021).

Wild, D., Zürichs Münsterhof – ein städtischer Platz des 13. Jahrhunderts? Überlegungen zum Thema „Stadtgestalt und Öffentlichkeit“ im mittelalterlichen Zürich, in: Fund-Stücke – Spuren-Suche, S. 327-352.

Noviziat und Profess

Jedes Mädchen und jede Frau, die in ein Kloster eintreten wollte, musste dort zunächst eine mehrjährige Ausbildung absolvieren. Diese Ausbildung wird Noviziat genannt. Während dieser Zeit lernten die Novizinnen die Ordensregel und wurden auf ein Leben im Kloster vorbereitet. Das Noviziat endete mit der Profess, sie war das ewige Gelübde, ein religiöses Leben in der Gemeinschaft zu führen. Nachdem die Profess von einer Nonne abgelegt wurde, war sie (eigentlich) für immer an ein Leben im Kloster gebunden. Daher kann das ewige Gelübde auch als der Beginn des eigentlichen Lebens einer Nonne in einer klösterlichen Gemeinschaft gesehen werden. 

Einkleidungsritual Nonne erhält Habit.
Eine Novizin kniet vor einem Priester und erhält ihren Habit.
© Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel.

Die Novizinnen und die Novizenmeisterin

Oftmals wurden Mädchen schon in jungen Jahren in ein Kloster gegeben. Dann entschieden zumeist die Eltern über das Schicksal ihrer Tochter. Die Mädchen wurden folglich auch im Kloster erzogen. Diese jungen Novizinnen wurden meist von einer Novizenmeisterin unterrichtet, sie brachte ihnen alles bei, was für das Klosterleben notwendig war. Waren die Mädchen noch sehr jung, so musste die Novizenmeisterin ihnen auch eine ganz allgemeine Erzieherin sein und sie auf ein frommes Leben im Kloster vorbereiten. Zum Unterricht gehörte zum einen natürlich, die Regeln des jeweiligen Klosters beigebracht zu bekommen und zum anderen aber auch der Lateinunterricht. 

Während des Noviziats wurde geprüft, ob die Novizinnen geeignet waren, ein Leben im Kloster zu führen. Im Mittelalter war es jedoch der Regelfall, dass ein Mädchen oder eine Frau, die einmal in einem Kloster als Novizin aufgenommen wurde, dann auch für immer als Nonne im Kloster blieb. 

Das ewige Gelübde

Der Weg einer Nonne hin von der Novizin zu vollständigem Mitglied des Konvents dauerte oft mehrere Jahre.  Ein wichtiges Ritual auf diesem Weg war die Einkleidung, bei der die Novizin ihren Habit bekam. Durch den Habit gehörte die Nonne nun auch äusserlich vollständig zum Konvent. Der wichtigste Schritt aber war das Gelübde. Mit dem Ablegen der Profess verpflichtete sich die Nonne in ihrem Kloster, ein Leben in Armut, Keuschheit, Gehorsam und nach den Ordensregeln zu leben. Die Profess fand meist im liturgischen Rahmen, also in der Kirche während eines Gottesdienstes statt. Legte eine Nonne die Profess ab, so wurde sie vollständig in ihren Orden aufgenommen und war somit an ein Leben in ihrem Kloster gebunden.

Die Bemäntelung und Stühlung

Kanonissen, wie sie in Buchau lebten, legten keine ewigen Gelübde ab. Dennoch hatten sie auch spezielle Aufnahmerituale, die sie jedoch zumeist nicht für immer an ihre Gemeinschaft banden. Diese Rituale nannte man Bemäntelung und StühlungBei der sogenannten Stühlung legten die Kanonissen in der Regel ein Versprechen auf ihre Äbtissin (ihr Gehorsam zu leisten) und auf ihre Statuten (die Regeln der Gemeinschaft zu befolgen) ab. War eine Kanonisse gestühlt, so hatte sie auch Stimmrecht in der Kapitelversammlung und konnte als vollwertiges Mitglied in ihrer Gemeinschaft mitentscheiden. Die Bemäntelung hatte in jedem Kloster und Kanonissenkonvent die gleiche symbolische Bedeutung: Die Nonnen und Kanonissen legten ihre bisherige weltliche Kleidung ab, um die religiöse Tracht des Klosters zu tragen. Während des feierlichen Aktes der Stühlung wurde der Kanonisse, um ihren neuen Status zu verdeutlichen, meist auch der Chormantel (oder ähnliche religiöse Kleidung) durch die Äbtissin übergeben.

AS

Weiterführende Literatur:

DeMaris, S.G. (Hg.), Johannes Meyer: Das Amptbuch, Rom 2015.

Klapp, S., Das Äbtissinnenamt in den unterelsässischen Frauenstiften vom 14. bis zum 16. Jahrhundert. Umkämpft, Verhandelt, Normiert, Berlin/Boston 2012.

Schlotheuber, E., Klostereintritt und Übergangsriten. Die Bedeutung der Jungfräulichkeit für das Selbstverständnis der Nonnen der alten Orden, in: Frauen – Kloster – Kunst[…], Turnhout 2007, S. 43-58.

Ordensregeln und Gewohnheiten

In einer Gemeinschaft zu leben, bedeutet oft, nach strengen Regeln zu leben. Das gilt auch für Frauenklostergemeinschaften, die nach unterschiedlichen Ordensregeln lebten. In Notre Dame de Soissons und Fraumünster lebten die Nonnen nach der Benediktsregel. Auch Fontevrauds Regeln waren angelehnt an die Benediktsregel. Die Zisterzienserinnen von Las Huelgas lebten ebenfalls nach der Benediktrsregel und dazu nach einer Verfassung speziell für die Zisterzienserklöster, die Carta Caritatis. Die Dominikanerinnen von Klingental aber lebten nach der Augustinusregel und Kanonissen, wie in Buchau, folgten meistens keiner eigentlichen Regel sondern speziellen Statuten.

Die Benediktsregel

Die Benediktsregel geht auf den heiligen Benedikt von Nursia (um 480- um 560†), Abt des Klosters Monte Cassino in Italien, nach 529 zurück. Für seine Mönchsgemeinschaft verfasste er eine Regel, die bald auch in leichter Adaption von Nonnengemeinschaften angenommen wurde. Benedikt von Nursia adressiert in seiner Regel diejenigen, die in einem Kloster unter einem Abt lebten – so wie es eben in seinem Kloster der Fall war. 

Allerdings wurde die Benediktsregel erst durch Reformen des Benedikt von Aniane (um 750-821†) unter Zuspruch Kaiser Ludwigs des Frommen (778-840†), in der Folge der Synode von Aachen (816), zur allgemein gültigen Klosterregel. Die Regel des heiligen Benedikts besteht aus mehreren Kapiteln, die sich unter anderem mit dem Zusammenleben der Gemeinschaft, die Führung durch den Abt, dem gemeinsamen Gebet, dem Tagesablauf und vielen weiteren Themengebieten beschäftigt. Dabei sind die grundlegenden Elemente das gottgewidmete Leben in der klösterlichen Gemeinschaft, welches ein Leben in Armut, Schweigsamkeit und Demut beinhaltet und dem Abt oder der Äbtissin zu Gehorsam verpflichtet ist.


Ordnungsstruktur der Benediktsregel


Prolog: Programmatik der Regel
Kapitel 1-3: Gemeinschaft und Abt (Äbtissin)
Kapitel 4-7: Tugendlehre
Kapitel 8-20: Gebetslehre und Gottesdienstordnung
Kapitel 21-22: Innere Ordnung des Klosters
Kapitel 23-30: Sanktionssystem
Kapitel 31-57: Verwaltung und Versorgung des Klosters
Kapitel 58-61: Aufnahmeordnung neuer Mitglieder
Kapitel 62-67: Ämter und Aufgaben
Kapitel 68-73: Gemeinschaftsleben

Die Augustinusregel

Die Augustinusregel war vor allem seit dem 11. Jahrhundert weit verbreitet. Ursprünglich wurde sie von Augustinus von Hippo (354-430†) verfasst, der wichtigste Kirchenvater und Philosoph der christlichen Antike. In Hippo (im heutigen Algerien gelegen), war Augustinus als Bischof tätig und damit fielen auch die dortigen Klöster in seinen Zuständigkeitsbereich. Vermutlich verfasste er dort eine Sammlung von Richtlinien, die auf Latein Praeceptum heissen, um Streitereien innerhalb eines Frauenkonvents zu schlichten. Heute ist die Regel unter dem Namen Regula Sancti Augustini bekannt. Augustinus ging es bei seiner Regel aber nicht darum, eine umfassende Gesetzessammlung zu schreiben, vielmehr ist sie als Orientierung gemeint, um das Zusammenleben einer bestimmten Gemeinschaft zu erleichtern. Daher finden sich in der Augustinusregel vor allem allgemeine Anleitungen: Der Alltag der Gemeinschaft sollte dem Gebet gewidmet sein. Es stand aber jedem frei, auch ausserhalb der feststehenden Gebetszeiten im Oratorium zu beten. Ausserdem sollte man enthaltsam leben und während der Mahlzeiten nicht sprechen. Besonders wichtig für Augustinus war auch der vollständige Verzicht auf persönlichen Besitz – alles sollte dem Konvent gemeinsam gehören. Hinzu kam die Pflicht zum Gehorsam, welchen jedes Konventsmitglied seinem oder ihrem VorsteherIn schuldete. Ziel der Regel war es, Aspekte anzusprechen, die in einer Gemeinschaft für Probleme sorgen konnten und sie durch die Regel mit der richtigen Lebensführung zu lösen.

Die Statuten der Kanonissen

Kaiser Ludwig der Fromme  (778-840†) versammelte in den Jahren um 816 in Aachen eine grosse Synode, in der über Kirchen- und Klosterreformen beraten wurde. Im Rahmen der Aachener Synode wurde auch ein Regelwerk geschaffen, das sich speziell an Kanonissen richtete: die Institutio sanctimonialium. Wie in einem Kloster, in dem die Benedikts- oder die Augustinusregel befolgt wurde, sollten auch Kanonissen eine Äbtissin haben. Auch mussten sie die Stundengebete beten, an der Messe teilnehmen und andersgeschlechtliche Kontakte vermeiden. Sie genossen dabei, im Unterschied zu Nonnen, aber auch rechtliche und private Vorteile: Sie hatten Privatbesitz, durften Erben, hatten Dienerinnen und durften sogar in einer eigenen Wohnung leben. Formell waren Nonnen diese Privilegien zwar verboten, faktisch aber unterschied sich das Leben von Kanonissen und Nonnen in reichen Klöstern häufig wenig.

Die Institutio sanctimonialium war keine Ordensregel im strengen Sinne und sie war auch nicht zeitlos. Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Statuten der Kanonissengemeinschaften immer wieder geändert und angepasst. Häufig in Zusammenarbeit zwischen dem betroffenen Konvent und Bischöfen, Königen und manchmal gar mächtigen Familienangehörigen der Frauen. 

Consuetudines - Die Gewohnheiten im Kloster

Auch in Klöstern wurden der jeweiligen Ordensregel immer wieder Spezifikationen zu Auslegung hinzugefügt. Diese wurden als Gewohnheiten, oder lateinisch Consuetudines bezeichnet. Oftmals wurden die Gewohnheiten neben der Ordensregel auch schriftlich festgehalten und erlangten so eine hohe Verbindlichkeit für die Gemeinschaft. Ausserdem wurden häufig zusätzliche Statuten und Regeln aufgestellt, damit die Nonnen ein strengeres oder aber auch ein freieres Leben führen konnte. Bei Reformen kam es häufig vor, dass das zu reformierende Kloster die Gewohnheiten desjenigen Klosters übernahm, welches die Reform geleitet hatte. Consuetudines konnten z. B. besondere Kleidervorschriften enthalten oder auch bestimmte Nahrungsmittel verbieten.

AM  / AS

Weiterführende Literatur:

Halinger OSB, K., Consuetudo. Begriff, Formen, Foschungsgeschichte, Inhalt, in: Untersuchungen zu Kloster und Stift, Göttingen 1980, S. 140-160. 

Holzherrm G., Die Benediktsregel: Eine Anleitung zu christlichem Leben; Der vollständige Text der Regel, Fribourg 2007.

Melville, G., Die Welt der mittelalterlichen Klöster: Geschichte und Lebensformen, München 2012.

Parisse, M., Art. Kanonissen, in: Lexikon des Mittelalters, Tl. 5, München/Zürich 1991, Sp. 907f.

Schormann, A., Identitäten und Handlungsmöglichkeiten von Kanonissen im 15. und 16. Jahrhundert, Berlin 2020.

Tagesablauf einer Nonne

Jeder Tag im Leben einer  Nonne war von einem regulierten Ablauf geprägt. Die Benediktsregel bei den Benediktinerinnen, wie in Notre Dame de Soissons und Fraumünster, schreibt einen Ablauf von Beten und Arbeiten vor. Dabei gilt es zu beachten, dass der mittelalterliche Tag nicht, wie unser heutiger, in 24 gleichlange Stunden unterteil war, sondern sich dieser nach den Lichtverhältnissen richtete. Auf die zwölf Lichtstunden (ab Sonnenaufgang) folgten zwölf Nachtstunden (ab Sonnenuntergang). Die genaue Länge der Stunden konnte also je nach Jahreszeit und Breitengrad etwas abweichen.

Der Morgen einer Nonne begann dabei stets mit einem Gebet in der Klosterkirche. Danach konnten die Nonnen in der Bibel lesen, singen, im Garten arbeiten oder Handarbeiten nachgehen, bevor sich der Konvent wieder zum Gebet traf. Beim Essen wurde von einer Nonne aus der Bibel vorgelesen, andere Gespräche waren untersagt. Ausserdem trafen sich die Nonnen an mehreren Tagen im Kapitelsaal, hier wurde aus der Ordensregel vorgelesen und die Äbtissin des Klosters konnte Fehlverhalten im Konvent bestrafen. Der weitere Tagesablauf ist geprägt von mehrmaligen Gebetszeiten. Der Klosteralltag liess den einzelnen Nonnen wenig Freiraum. Kanonissen, wie den Buchauerinnen, hingegen war es mitunter möglich, auf sogenannte Urlaubsreisen zu gehen. Aber auch während solcher Besuche bei der Familie oder Badreisen, musste sich die jeweilige Kanonisse an die Regeln ihres Konvents halten.

Die Gebetszeiten

Das Gebet regelte den Tagesablauf der Nonnen. Bereits die Benediktsregel teilte den Tag nach Gebetszeiten ein. Dabei gab es mehrere Stundengebete; die sogenannten Horen (von lateinisch hora für Stunde / Zeit) sollten über den Tag verteilt gebetet werden. Die Hauptgebetszeiten des Tages fanden in den frühen Morgenstunden mit der Matutin und Laudes statt und am Abend mit der Vesper und Komplet. Währenddessen fanden die Stundengebete zur ersten (Prim), dritten (Terz), sechsten (Sext) und neunten (Non) Stunde des Lichttages statt.

Nach modernen Uhrzeiten ergibt sich daraus folgender Tagesablauf: Gegen 3.00 Uhr fand die Matutin statt. Die Laudes fanden im Sommer direkt im Anschluss statt und wurden zum Sonnenaufgang ca. 5.00/6.00 Uhr gebetet. Im Winter wurden die Laudes erst einige Stunden später gebetet und die zusätzliche Zeit konnten die Nonnen zum Studium verwenden. Darauf folgten die Prim ca. 6.00/7.00 Uhr, Terz ca. 9.00 Uhr, Sext am Mittag und Non um ca. 15.00 Uhr. Nach der Terz wurde gefrühstückt und bis zur Sext widmeten sich die Nonnen ihren Arbeiten in der Schreibstube, dem Klostergarten oder in der Küche. Ihre Hauptmahlzeit erhielten die Nonnen nach dem sechsten Stundengebet. Die Vesper fand etwa zwischen 18.00/19.00 Uhr statt. Nach dem Abendgebet gab es eine leichte Mahlzeit und dann folgte auch schon die Komplet um ca. 19.00/20.00 Uhr vor dem zu Bett gehen. Der Morgen einer Nonne begann also bereits in der Nacht und der Tag endete für sie, mit heutigen Verhältnissen verglichen, sehr früh. Diese exakte Taktung des Klosteralltags macht alle Klöster, egal welchem Orden zugehörig, vergleichbar.

Nonnen in einem Chorgestühl.

Nonnen im Chorgestühl. © The British Library.
Graduel d'Aliénor - Nativité
Seite aus dem Gradual d’Aliénor de Bretagne.

Gregorianik

Die Gregorianik bezeichnet die gesungenen Horen. Grundsätzlich ist der „Gregorianische Choral“ ein einstimmiger liturgischer Gesang, der im 8. Jahrhundert in Frankreich entstand und von dort aus Einzug in alle Klöster genommen hat. Der Choral ist dabei ein klanglicher Ausdruck des in den Klöstern beheimateten Umgangs mit der Bibel, bei dem das laute Vortrag der Bibeltexte eine zentrale Rolle spielt. Daher sind Text und Musik nicht voneinander zu trennen. Im Wesentlichen handelt es sich bei gregorianischen Gesängen also um gesungene Psalmen, Lieder und Gebete aus der Bibel. Schriftlich aufgezeichnet wurden die ursprünglichen Gesänge erst ab dem 10. Jahrhundert, als Texte mit „Neumen“, die keine Tonhöhen festhalten, sondern die rhythmische Gestalt des Gesangs.

Hier ein Beispiel solcher Gesänge – und zwar aus dem Graduel d’Aliénor de Bretagne, welches im 14. Jahrhundert in Fontevraud entstand:

Tagesablauf einer Äbtissin

Die Nonnen eines Klosters waren dazu verpflichtet ihrer Äbtissin Gehorsam zu leisten. Gleichermassen sollte die Äbtissin ihrer Gemeinschaft vorstehen und den übrigen Nonnen stets in allen Dingen ein gutes Vorbild sein. Daher ist der Tagesablauf einer Äbtissin dem einer Nonne nicht unähnlich. Jeden Tag sollte die Äbtissin ein mustergültiges Beispiel für die ihr unterstellten Nonnen darstellen. Gerade weil die Äbtissin diese Vorbildfunktion hatte, sollte sie auch zusammen mit den übrigen Nonnen bei möglichst allen Gebetszeiten in der Kirche anwesend sein. Die Äbtissin musste sich neben den liturgischen aber oft auch um wirtschaftliche Belange ihrer Gemeinschaft kümmern. Daher war es in einigen Klöstern erlaubt, dass die Äbtissin das Kloster zeitweilig verliess und deswegen auch nicht bei allen Gebetszeiten anwesend war.

AM / AS / JR

Weiterführende Literatur:

Müller, A., Nonnen im Mittelalter – Ein geregeltes Leben fernab der Welt?, in: Nonnen. Starke Frauen im Mittelalter, Zürich 2020.

Schormann, A., Identitäten und Handlungsmöglichkeiten von Kanonissen im 15. und 16. Jahrhundert, Berlin 2020. 

Bildung im Kloster

Oft kamen junge Mädchen in ein Kloster, bzw. wurden von ihren Eltern in ein Kloster gegeben, um dort eine Nonne zu werden. Dann waren sie darauf angewiesen, dass sie dort in der Klosterschule unterrichtet wurden. Sie erhielten im Kloster eine umfangreiche Ausbildung, die ihnen ausserhalb der Klostermauern verwehrt geblieben wäre. Obwohl es eine wachsende Zahl an wissenschaftlichen Untersuchungen zu diesem Thema gibt, ist über die Bildung in Frauenklöstern immer noch recht wenig bekannt. 

Hindernis Klausur

Wenn in einem Frauenklöster in strenger Klausur gelebt wurde, war es für die Nonnen oft erschwert, ihr Kloster wirtschaftlich zu führen. Daher mussten diese Nonnen die rechtlichen Rahmenbedingungen ihres Umfelds gut kennen und zudem auch gute Schreiberinnen und Rechnerinnen sein – sofern sie sich selbst um ihre Angelegenheiten kümmern wollten. Externes Wissen kam vor allem in Form von Bücheraustausch in die Klausur der Frauenklöster und nicht durch Personen. Für Nonnen, die in Klausur lebten, war es von zentraler Bedeutung, gut schriftlich kommunizieren zu können, um Kontakt mit der Aussenwelt zu haben. Je höher also das Bildungsniveau der Nonnen war, desto selbstständiger konnten sie diese Korrespondenz hinter den Klostermauern – mit ihren Verwaltern, Bediensteten, aber auch ihren Verwandten und politischen und religiösen Oberen führen.

Nonnen als Schreiberinnen und Buchproduzentinnen

In Frauenklöstern wurden häufig Bücher kopiert und auch illuminiert. Oft geschah das im Zusammenhang mit Reformen. Wenn sich durch die Reform beispielsweise die Liturgie in einem Kloster änderte, dann kopierten die Nonnen die neuen benötigten Texte. Manchmal halfen den Nonnen auch externe Schreiber dabei. So entstanden in vielen Klöstern grosse Bibliotheken, die sowohl deutsche als auch lateinische Texte enthielten. Für die Buchproduktion war es wichtig, dass die Nonnen beide Sprachen, also sowohl Deutsch als auch Latein, beherrschten, um die Werke zu lesen und fehlerfrei kopieren zu können.

Eine beeindruckende Bibliothek hatte das Dominikanerinnenkloster von St. Katharina in der Stadt St. Gallen. Sie umfasste im 16. Jahrhundert mindestens 323 Manuskripte. Viele von diesen waren von den 22 Nonnen-Schreiberinnen des Klosters selbst angefertigt worden. Eine Besonderheit der Katharinen-Bibliothek ist es, dass sie nicht vollständig verloren gegangen ist, im Gegensatz zu unzähligen anderen Bibliotheken von Frauenklöstern, die im Rahmen der Reformation aufgelöst wurden, nicht vollständig zerstört und verloren ging. Das Inventar der Bibliothek lässt durchaus darauf schliessen, dass die Nonnen ein funktionales liturgisches Latein beherrschten. Die Zahl der deutschsprachigen Bibeln, Psalter und Plenarien zeigen ausserdem, dass die Nonnen ein grosses religiöses und theologisches Wissen besassen. Die Nonnen wussten um die Bedeutung und den Wert ihrer Bücher, die es ihnen ermöglichten, ihr gottgeweihtes Leben zu führen.

Wil, Dominikanerinnenkloster St. Katharina / M III – Antiphonar (de sanctis, pars aestivalis) / p. 130r (www.e-codices.ch).
Antiphonar (liturgisches Buch für Stundengebete) aus St. Katharina in St. Gallen.
Heute in: Wil, Dominikanerinnenkloster St. Katharina / M III – Antiphonar (de sanctis, pars aestivalis) / p. 130r (www.e-codices.ch).

Der Buchschmuggel der Regula Keller

Eine beeindruckende Nonne des Katharinenklosters in St. Gallen war Regula Keller. Als es 1527 (im Zuge der Reformation und der dazugehörigen Auflösung der Klöster) zu Unruhen kam, fürchtete sie um die Sicherheit der Klosterbibliothek und begann heimlich Manuskripte aus dem Kloster zu schmuggeln. Diese Geschichte ist nur bekannt, weil zufälligerweise ein Brief in einem der geschmuggelten Bücher Regulas erhalten geblieben ist, dort schreibt sie in etwa:

„Liebe Mutter des Schwesternhauses in Appenzell, ich, Schwester Regula Keller in St. Katharina in Sankt Gallen schicke Dir zwei Bücher... Der Grund ist, dass es hier so ständige Unruhen gibt, dass wir fürchten, diese Dinge zu verlieren. Ich bitte Dich, niemandem in unserem Kloster zu sagen, dass ich sie Dir geschickt habe, weil ich nicht um Erlaubnis gebeten habe dies zu tun. Lege diesen Brief in eines der Bücher, damit, falls jemand von euch umkommt, jeder weiss, wohin die Bücher gehören. Und betet zu Gott für uns, denn sollte unser Kloster vergehen und alle Schwestern mit ihm, so werdet ihr zumindest die Bücher haben.“

Regula Keller war eine Nonne, die trotz aller Widerstände eigenständig handelte und dafür sorgte, dass der Bücherschatz ihrer Bibliothek erhalten blieb. Sie ist ein imposantes Beispiel dafür, wie wichtig den Nonnen selbst ihre Bildung und ihr Bildungsgut war. Letztendlich konnte Regula die Auflösung ihres Konvents nicht verhindern, allerdings gelang es ihr, nach einigen Jahren und sogar einer Haftstrafe, einen neuen Konvent zu gründen.

Die Klosterschulen

Im Spätmittelalter entstanden mit den Universitäten mächtige Konkurrenten für die Klosterschulen. Allerdings galt dies nur für Männerklöster, welche die Bildung ihrer Novizen tatsächlich immer mehr in die Universitäten auslagerten, bzw. ihren Nachwuchs von dort rekrutierten. Für Frauen aber blieben die Klosterschulen das gesamte Mittelalter hindurch die prinzipielle Möglichkeit, Bildung zu erhalten. Der Adel und das städtische Patriziat hatten ein Interesse daran, ihre Töchter in Klosterschulen ausbilden zu lassen, auch ohne, dass daran ein Eintritt ins Kloster folgen sollte. Für Klöster wiederum konnte die Ausbildung von externen Mädchen finanziell durchaus interessant sein. Die Mischung der weltlichen Mädchen mit den Nonnen und den für das klösterliche Leben bestimmten Mädchen war aber heftig umstritten. Und besonders im Rahmen von Reformen – schon der des Hochmittelalters, aber auch ganz besonders der des Spätmittelalters – wurde von Seiten der Reformer für einen Ausschluss aller weltlichen Einflüsse auf Frauenklöster plädiert, inkl. weltlicher Töchter. In der Folge wurden gerade Reformklöster zu Institutionen, in denen nur noch der eigene Nachwuchs ausgebildet wurde. Gleichzeitig waren es solche Reformklöster, in denen es eben im Zuge der Reform zu einer Erneuerung und Verbesserung der Ausbildung kam. 

Der Schulunterricht

Teil der Schulbildung war der Lateinunterricht, der zweierlei bedeuten konnte: Zum einen konnte er sich darauf beschränken, dass die zukünftigen Nonnen die Texte auswendig lernten, zum anderen aber auch ein grammatikalisches und lexikalisches Verständnis der Bibel und die aktive Beherrschung der lateinischen Sprache. Zudem gehörte zum Schulunterricht auch eine Ausbildung eines gewissen Abstraktionsvermögens. Die Klosterschülerinnen sollten in der Schule lernen, ihre Erlebnisse auf religiöse oder mystische Betrachtungen hin zu interpretieren.

Hildegard von Bingen empfängt eine göttliche Inspiration und gibt sie an ihren Schreiber weiter.
Hildegard von Bingen empfängt eine göttliche Inspiration und gibt sie an ihren Schreiber weiter. Miniatur aus dem Rupertsberger Codex des Liber Scivias.

Hildegard von Bingen: Hymnen und Lieder (12. Jahrhundert).

Eine Visionärin: Hildegard von Bingen

Hildegard von Bingen (1098-1179) gehört sicherlich zu den herausragenden Persönlichkeiten des Mittelalters. In den 81 Jahren ihres Lebens hat sie Klöster geleitet, zahlreiche Visionen, also göttliche Offenbarungen, niedergeschrieben, ihr Wissen über Medizin und die Natur zu Pergament gebracht und Musik komponiert. Hildegard von Bingens öffentliche Predigten, in denen sie die Verfehlungen des Klerus schonungslos anprangerte, waren weithin gefürchtet und ihre geistliche, spirituelle und religiöse Autorität war von Kaisern und Päpsten akzeptiert.

Als Hildegard acht Jahre alt war, wurde sie in die Obhut der Inklusin Jutta von Sponheim gegeben. Jutta entstammte einer befreundeten Grafenfamilie und hatte sich ihre Klause in einem Benediktinerkloster, neben dem Chor der Mönche, errichtet. Dorthin wurde Hildegard zusammen mit einem weiteren Mädchen gegeben und 1106 liessen sie sich einschliessen. Jutta unterrichtete die Mädchen in Latein, um die Heilige Schrift und die Lehre der Kirchenväter lesen und verstehen zu können. Bereits in dieser Zeit erfuhr Hildegard Visionen, die sie aber erst in ihrer zweiten Lebenshälfte niederschrieb. Zwischen 1141 und 1151, also im Alter von 42-53 Jahren, verfasste sie die Scivias (etwa „Wisse die Wege“). Hildegard legte eine Rohfassung Papst Eugen III. (1145-1153) auf der Reformsynode von Trier (1147/1148) vor, da sie sich selbst nicht sicher war, ob ihre Visionen von Gott oder dem Teufel kamen. Letzten Endes wurden die Visionen als von Gott gegeben befunden. Und Hildegard erhielt daraufhin die Erlaubnis und gar die Aufforderung, ihre Eingebungen niederzuschreiben.

Hildegards Werk begrenzte sich aber nicht nur auf die Niederschrift ihrer Visionen. Sie schrieb auch ihr umfassendes medizinisches und Naturwissen auf. Hildegards Physica beschäftigt sich mit der Naturkunde und die Causae und Curae mit der Heilkunde. Die Physica setzt sich aus 9 Bücher zusammen mit ca. 350 z.T. sehr detaillierten Einzelbeschreibungen von Pflanzen, Tieren, Edelsteinen und Metallen in einer Mischung aus gründlicher Naturbeobachtung und Schöpfungsbeschreibung. Sie informiert über Pilze und Pflanzen und ihre (vermeintliche, aber auch tatsächliche) Wirkungen. Was ihre Naturheilkunde angeht, so kann man zu dem abgewogenen Ergebnis kommen, dass Hildegard die Medizin ihrer Zeit sehr gut kannte. Zusätzlich war Hildegard auch als Komponistin tätig: Sie komponierte mindestens 77 Gesänge. Hildegard war also eine universal gebildete Klosterfrau.

AM / AS

Weiterführende Literatur:

Winston-Allen, A., The Observant Reform versus the Reformation: Women’s Scriptoria, Books and the Resistance, in: Konfrontation, Kontinuität und Wandel, Ostfildern 2022, S. 39-55. 

Feldmann, C., Hildegard von Bingen. Nonne und Genie, Freiburg i. Br. 1995.

Mengis, S., Schreibende Frauen um 1500. Scriptorium und Bibliothek des Dominikanerinnenklosters St. Katharina St. Gallen, Berlin 2013. 

Schlotheuber, E., Klostereintritt und Bildung. Die Lebenswelt der Nonnen im späten Mittelalter […], Tübingen 2004.

Die Kleidung der Nonnen

Kleidung als Identitätsmerkmal

Kleidung spielt heutzutage eine grosse Rolle, um uns nach aussen zu präsentieren. Dabei geht es nicht mehr so sehr um die Funktion der Kleidung, etwa um uns warm zu halten, vielmehr drücken wir so unseren eigenen, unverkennbaren Stil aus. Auch die mittelalterlichen Nonnen erreichten mit ihrer Kleidung eine Wirkung. Die Tracht der Nonnen wird generell als Habit bezeichnet. Das Wort Habit leitet sich vom lateinischen Wort für Haltung und Gestalt ab. Mit dem Eintritt ins Kloster liess eine Frau nicht nur ihr weltliches Leben, sondern auch ihre weltliche Kleidung hinter sich. Das Habit symbolisierte ein Leben in Armut und Keuschheit. Die religiöse Kleidung wurde auch als Kennzeichen genutzt, um anderen Personen eine Zugehörigkeit zu einem Kloster oder auch Klosterorden zu vermitteln – aber auch die Nonnen selbst entwickelten durch das Tragen der gleich aussehenden Kleidung einen verstärkten Zusammenhalt und ein Zugehörigkeitsgefühl zu ihrer Gemeinschaft.

Die Kleidung der Nonnen setzt sich aus verschiedenen Elementen zusammen. Sie besteht aus dem Habit, einem Schleier (Velan), einer Schürze oder Schulterkleid (Skapulier), einem Gürtel (Zingulum) und bei besonderen Gelegenheiten einem Übergewand (Kukulle).

Nonne Zeichnung Mittelalter


Der Habit in den Ordensgemeinschaften

Es ist möglich, Nonnen anhand ihrer Kleidung einem bestimmten Klosterorden zuzuordnen. Die Benediktinerinnen (Notre-Dame de Soissons und Fraumünster) trugen überwiegend einen schwarzen Habit. Auch die Regel der heiligen Klara von Assissi, der Gründerin des Klarissenordens, schreibt schwarze Kleidung vor. Die Klarissen trugen vor allem schwarze Kleidung aus grober Wolle, dazu einen schwarzen Schleier und Sandalen an den ansonsten nackten Füßen. Die Zisterzienserinnen hingegen, wie in Las Huelgas, trugen neben schwarzen Elementen viel weiss in ihrer Kleidung. Novizinnen, die ihre Profess noch nicht abgelegt hatten, trugen einen weissen Schleier und sollten sich derart von den übrigen äusserlich unterscheiden. Die Dominikanerinnen, wie in Klingental, trugen wiederum ein weisses Unterkleid und dazu einen schwarzen Mantel.

Diese unterschiedlichen Kleidungsstile bzw. Kleidungsvorschriften der Nonnen zeigen sehr deutlich, dass sich die Klosterorden auch äusserlich voneinander abgrenzten bzw. abgrenzen wollten. Aber nicht immer trugen die Nonnen Kleidung, wie es die Ordensregel vorschrieb. So war das Tragen von Sandalen in wärmeren Regionen unproblematisch, doch Klarissen in nördlicheren Gebieten trugen sicherlich auch wärmeres Schuhwerk.

Die Kleidung der Kanonissen

Bei der Synode von Aachen im Jahr 816 wurden viele Bestimmungen gemacht, die das klösterliche Leben regeln sollten. Darunter auch, wie sich Nonnen, die nicht nach der Benediktsregel leben wollten, kleiden sollten. Dazu gehörten die Kanonissen, wie sie in Buchau lebten. Dabei blieb die Regelung für diese Frauen stark angelehnt an den Habit der Benediktinerinnen: Die Kleidung der Kanonissen sollte von ihnen selbst aus Leinen und Wolle hergestellt werden und überwiegend schwarz sein. Sie sollten ein ungefärbtes Leinengewand und einen wollenen Mantel tragen. In der Kirche mussten sie auch einen Schleier tragen. Eine Besonderheit bei den Kanonissen war es, dass diese sozusagen weltliche und geistliche Kleidung besassen. Wenn sie ihren religiösen Pflichten nachgingen, dann mussten auch die Kanonissen ähnlich den Ordensfrauen einen Habit mit Schleier tragen. Waren sie jedoch nicht in der Kirche, war es ihnen oft erlaubt, Kleidung, die an weltliche adlige Damen angelehnt war, zu tragen, die sich oftmals an der aktuellen Mode orientierte. 

AS

Weiterführende Literatur:

Constable, G., The Ceremonies and Symbolism of Entering Religious Life and Taking the Monastic Habit, from the Fourth to the Twelfth Century, in: Culture and Spirituality in Medieval Europe,  Aldershot 1996, S. VII: 771-834.

Kuhns, E., The Habit. A History of the Clothing of Catholic Nuns, New York 2003.

Schlotheuber, E., Best Clothes and Everyday Attire of Late Medieval Nuns, in: Fashion and Clothing in Late Medieval Europe, Basel 2010, S. 139-154.

Schormann, A., Identitäten und Handlungsmöglichkeiten von Kanonissen im 15. und 16. Jahrhundert, Berlin 2020.

Essen und Trinken

Der Tagesablauf in einem Kloster war von den mehrmaligen Gebetszeiten im Laufe des Tages geprägt. Zum Tagesablauf gehörte aber auch selbstverständlich das Essen und Trinken. Dabei waren die Mahlzeiten – wann und was gegessen wurde – sowie das Verhalten während dieser genau geregelt. Die Mahlzeiten wurden gewöhnlich nach den Gebetszeiten eingenommen: nach der Terz, am Morgen gegen 9.00 Uhr wurde normalerweise gefrühstückt und nach der Sext erhielten die Nonnen ihr Mittagessen, welches auch ihre Hauptmahlzeit war. Nach dem Abendgebet gab es ein leichtes Abendessen.

Heute wissen wir vor allem durch Klosterrechnungen, was in den Klöstern gegessen wurde. Ein wichtiger Bestandteil waren Getreideprodukte, wie das täglich gereichte Brot. Wenn es möglich war, dann bekamen die Nonnen auch frisches Obst und Gemüse. Aber auch Tierisches konnte gereicht werden, während der Fastenzeit aber kein Fleisch, sondern vor allem Fisch.

Essen und Trinken nach der Benediktsregel

Die Benediktsregel beschreibt auch Anzahl und Umfang der Mahlzeiten. Dabei steht das Essen und Trinken in einem engen Zusammenhang mit den Gebetszeiten und der Liturgie des Klosters. Zu finden sind die Bestimmungen der Benediktsregel, die das Essen und Trinken betreffen, vor allem in den Kapiteln 39-41. Nach diesen Kapiteln gab es zwei gekochte Speisen und ein Pfund Brot (ca. 300 Gramm) über den Tag verteilt, Obst und Gemüse sollte je nach Verfügbarkeit dazu gereicht werden. Nach der Benediktsregel wurde von Ostern bis zu Pfingsten die Hauptmahlzeit zur sechsten Stunde gereicht und eine weitere zur neunten Stunde. Ab dem 13. September bis zum Beginn der Fastenzeit durfte nur zur neunten Stunde gegessen werden. Bis Ostern wurde dann ab der Fastenzeit nur am Abend gegessen, den Rest des Tages musste gefastet werden. Wichtig ist in der Benediktsregel, dass das Essen noch bei Tageslicht stattfand. Getrunken wurde Wein, auch wenn Benedikt von Nursia (um 480- um 560†) dies eher widerwillig gestattete. Daher sollte prinzipiell nur ein Viertel Liter Wein am Tag getrunken werden – viele Klöster, die nach der Benediktsregel lebten, hielten sich aber nicht daran.

Das Fasten und Besonderheiten

Theoretisch war der Verzehr von Fleisch verboten. Faktisch aber waren viele Klöster im Besitz von päpstlichen Privilegien, welche ihnen den Verzehr von Fleisch hin und wieder gestattete. Ausserdem war man sich im Mittelalter nicht immer einig, was überhaupt zum Fleisch gezählt wurde. So wurde beispielsweise Geflügel oft nicht zum Fleisch gezählt und auch in Klöstern gegessen. Generell sollte aber niemals ein Übermass an Essen und Trinken bestehen. Wie oben bei der Benediktsregel gezeigt, wurde über längere Zeiten im Verlauf eines Jahres von den Mönchen und Nonnen verlangt, dass sie am Tag fasteten. In der Fastenzeit durfte erst nach der Vesper, also erst gegen 19.00 Uhr gegessen werden. 

Durch Stiftungen erhielten die Nonnen ab und an auch ganz besondere Verköstigungen. So kam es vor, dass in einem Kloster ein Jahrtag gefeiert wurde, für dessen Entschädigung die Nonnen besondere Nahrung und Getränke erhielten. Diese Besonderheiten werden oft in Nekrologen oder Jahrtagsbüchern festgehalten. Ebenso wurde bei besonderen Festtagen mehr gegessen und sogar das Fasten in der Fastenzeit unterbrochen.

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Fontevraud Küche Aussenansicht
Die romanische Küche der Abtei Fontevraud. Hier wurde für hunderte Nonnen gekocht.

Weiterführende Literatur:

Holzherrm G., Die Benediktsregel: Eine Anleitung zu christlichem Leben; Der vollständige Text der Regel, Fribourg 2007.

Schormann, A., Identitäten und Handlungsmöglichkeiten von Kanonissen im 15. und 16. Jahrhundert, Berlin 2020.

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Weiterführende Literatur: